Dr Philipp Boersch‑Supan

Quantitative Ecologist

Ausgefischt

32°23'S 39°22'E, Kurs 255°

Gestern Abend kurz vor Sonnenuntergang kam das 40. und damit letzte Schleppnetz an Bord, ein verhältnismäßig überschaubarer Fang. 2 große Tintenfische und eine bunte Mischung an Laternenfischen, Krustentieren und "Jellies". Bei letzteren sogar eine Form, de wir auf der ganzen Expedition noch nicht gesehen hatten. Der letzte - noch namenslose Unterwasserberg - war in vielerlei Hinsicht eine Überraschung, nicht nur die unerwartete Tiefe des Gipfels, auch die Form. Die kreisrunden Höhenlinien auf der Seekarte hatten wir wie bei den vorangegangenen Gipfeln als Artefakt der Kartographen abgetan, aber diesmal stimmten sie wirklich. Der Berg gleicht einer flachen Kuppel, kreisrund und sanft gewölbt.

Mittlerweile ist alles nummeriert, gewogen und verarbeitet und wir dampfen mit voller Kraft nach Westen, Südafrika entgegen. Unterwegs stehen nur noch ein oder zwei CTD-Stationen an, und trotz einer erneuten Schlechtwetterwarnung, werden wir Port Elizabeth vermutlich einen ganzen Tag früher erreichen als geplant. Bis dahin gilt es die gesammelten Daten zu sichten um die vorläufigen Ergebnisse im Expeditionsbericht festzuhalten. Außerdem muss sämtliche Ausrüstung wieder in Kisten und Truhen verstaut werden, ebenso die rund 6000 Chargen eingelegter Meerestiere und ähnlich viele Wasserproben für den Rücktransport in die diversen Institute in Südafrika, Großbritannien und Norwegen.

Neben den letzten Arbeiten an Fischen und Co war heute auch der erste Tag, an dem es keinen grünen Salat mehr zum Mittagessen gab. Mir war es zwar schon länger ein Rätsel, wie Arnold unser Koch den Blattsalat so lange frisch halten kann, zumal vieles andere frische Obst und Gemüse schon seit Wochen vom Speiseplan verschwunden ist. Verschwunden sind zuerst die Bananen und Mangos, dann Ananas und Kiwis und Gurken. Seit etwa 2 Wochen sind nur Äpfel und Birnen sowie Tomaten und grüne Paprika geblieben, alles andere kommt schon länger aus der Konserve oder dem Gefrierfach. (Sehr zum Bedauern von unserem Expeditionsleiter sind auch die Haferflocken alle und so gibt es seit knapp zwei Wochen kein Porridge mehr zum Frühstück.) Auch wenn die Vorfreude auf den Gemüsereichtum an Land groß ist, kann ich mich ansonsten gar nicht beklagen. Auch nach 5 Wochen ist das Essen gut und halbwegs abwechslungsreich, und die Zutaten für die leckeren Kuchen, die es 3-4 mal die Woche nachmittags gibt sind auch noch nicht ausgegangen.





Heute Nachmittag war es nochmal recht ruhig und warm, und wir haben wieder Wale gesehen, vermutlich Schnabelwale. Das schlechte Wetter soll über Nacht aufziehen, mal sehen was da kommt.