Dr Philipp Boersch‑Supan

Quantitative Ecologist

Mehr (Tinten)Fische, mehr Albatrosse, weniger Schlaf

36° 47' S 52°04'E

Unsere Arbeit an der zweiten Seamount-Station nähert sich langsam dem Ende zu. Gestern Nacht standen vier Schleppnetze auf dem Programm und so waren wir von etwa 10 Uhr abends bis 8 Uhr morgens mit dem Sortieren und Konservieren von allerlei Getier beschäftigt, nur zwischen 3 und 5 gab es eine kurze Pause für ein Nickerchen.

Die Fauna hier ist artenreich und unterscheidet sich deutlich von unserer ersten Freiwasser-Station und auch von der des ersten Seamounts. Insbesondere Kraken und Tintenfische kamen diesmal in allen Farben und Formen an Bord, viele von ihnen mit Leuchtorganen auf dem Körper und den Armen. Eine Auswahl der Fänge ist in den Bildergallerien bei BBC Earthnews zu sehen, oder auf dem offiziellen Expeditionsblog.

Den Größenrekord stellte diesmal ein Haarschwanz-Fisch mit 137cm, einer der interessantesten Fische dagegen war ein Tiefsee-Anglerfisch mit nur knapp 3cm und einer entsprechend winzigen Angel über dem zähnestarrenden Maul.

Seit unserer ersten Station haben wir schon über 3000 zoologische Proben genommen. Jede Probennummer steht dabei entweder für ein Einzelexemplar, in der Regel Fische oder große Kraken, oder aber Gläser, Tüten oder Eimer mit mehreren Individuen einer Art oder Tiergruppe. Reichlich Material also um jeden einzelnen teilnehmenden Wissenschaftler für die nächsten Jahre zu beschäftigen.

Je nachdem was mit den Proben im Verlauf der Auswertung geschehen soll, werden unterschiedliche Konservierungsmethoden angewandt. Die größeren Fische werden in der Regel eingefroren, damit bleiben sämtliche Organe und Gewebe in einem Zustand, der fast alle Auswertungsmethoden zulässt. Gefrorene Proben sind allerdings schwer zu handhaben und können in der Regel auch nur einmal aufgetaut werden. Zudem läuft man bei den meisten wirbellosen Tieren Gefahr, das sie nach dem Auftauen jegliche Struktur verloren haben - ein Problem das man im Alltag z.B. von gefrorenen Erdbeeren kennt. Die Wirbellosen werden daher entweder in Formalin oder Alkohol konserviert. Formalin ist besonders geeignet um die Formen und Strukturen der Tiere zu erhalten, allerdings wird die DNA der Tiere vom Formalin angegriffen. Alle Proben die genetisch untersucht werden sollen werden daher in Alkohol konserviert. Ein sehr kleiner Teil unsere Fänge wird in einem Trockenschrank getrocknet. Diese Prozedur überstehen die meisten Tiere nicht in einem identifizierbaren Zustand, das Verfahren ist allerdings nötig für bestimmte chemische Untersuchungen.


Wanderalbatros (Diomeda exulans)

Mit jedem Breitengrad den wir weiter nach Süden vorstoßen, werden auch die Albatrosse häufiger. Heute Abend bei Sonnenuntergang waren es über 40 Albatrosse, die unser Schiff umsegelten. Zu den bereits erwähnten vier Arten haben sich nun auch noch der Dunkelalbatros und der Rußalbatros gesellt. Die Weißkinn-Sturmvögel werden nun von Riesensturmvögeln begleitet, massige Vorboten des Antarktischen Ozeans.



Dunkelalbatros (Phoebetria fusca)


Riesensturmvogel (Macronectes giganteus)